Im Mittelalter gewann das Pustertal mit dem Aufblühen der Städte in Oberitalien und in Süddeutschland als Verbindung zwischen Venedig und Augsburg weiter an Bedeutung. Es setzte im Tal ein reger Durchfuhrhandel ein. Diese Entwicklung kam Niederdorf dank seiner geographisch günstigen Lage an der Pustertaler Straße zugute. Am 12. September 1467 wurde das Dorf zur Rodstation erhoben. Mit dem Niederlagsrecht, auch Stapelrecht genannt, erlangte der Durchzugsort eine Monopolstellung im Gütertransport.
Dieses Recht legte nämlich fest, dass alle durchgeführten Frachten für eine Nacht in Niederdorf „zu der Rod niedergelegt“, also gelagert werden mussten. Der Wechsel der Gespanne hatte allein zugunsten der ortsansässigen Fuhrleute zu erfolgen. Diese mussten die niedergelegten Kaufmannswaren am folgenden Tag mit ihren Fuhrwerken zu den nächsten Niederlegorten nach Bruneck oder nach Sillian bringen. Der Transitverkehr und das Rodfuhrwesen wurden in den Amtsstuben überwacht, die im heutigen Rathaus untergebracht waren.
Die führenden Positionen im Ort fielen seit dem 15. Jahrhundert an die Edlen von Kurz. Ihr Stammvater in Niederdorf war Jakob Kurz (1435-1492), der sich im Jahre 1475, aus Toblach kommend, im Dorf niederließ. (Im Stammhaus des Geschlechts befindet sich jetzt das „Fremdenverkehrsmuseum Hochpustertal“.) Jakobs Sohn Hans erhielt das Zollamt Niederdorf als Lehen, und Sebastian Kurz (1503-1574), der es zum „Ritter von Kurz“ brachte, wurde das „Aufgebamt der Postfuhrleute zu Niederdorf“ verliehen. Seit dem Jahre 1638 nannte sich das Geschlecht „von Kurz zum Thurn“. Nachdem die Edlen von Kurz nahezu vier Jahrhunderte lang segensreich in Niederdorf gewirkt hatten, übersiedelte Karl von Kurz zum Thurn im Jahre 1845 für immer nach Venedig. Er verkaufte seinen gesamten Besitz im Dorf. Mit ihm endete die Geschichte seiner Familie in Niederdorf.