Jahre der Unterdrückung im Faschismus und Nationalsozialismus

Jahre der Unterdrückung im Faschismus und Nationalsozialismus

Faschistischer Aufmarsch auf dem Hauptplatz in Niederdorf

Am 3. November 1918 war der Erste Weltkrieg für Österreich-Ungarn verloren, und Südtirol fiel mit dem Friedensvertrag von St. Germain am 10. September 1919 an Italien. Mit der Machtübernahme des Faschismus wurden die Maßnahmen zur Italienisierung des Landes immer drückender und beraubten die Südtiroler ihrer Rechte: Verbot der deutschen Sprache in Schulen und Ämtern, Abschaffung der deutschen Ortsnamen, Verbot von Festen und Bräuchen, Einsetzung italienischer Staatsbeamter. Die bisher gewählten Gemeindevorsteher mussten einem ernannten „Podestà”, einem Amtsbürgermeister, weichen. In Niederdorf wurde der erste Podestà am 6. Mai 1926 eingesetzt.

Um sich der Tiroler Minderheit in Italien zu entledigen, schlossen die beiden Diktatoren Hitler und Mussolini am 23. Juni 1939 das Berliner Abkommen, das die Umsiedlung der Südtiroler zum Gegenstand hatte. Mit der sogenannten Option sollte die gesamte deutsche Volksgruppe aus ihrer Heimat gedrängt werden. Dies führte zu erheblichen Spannungen zwischen den „Optanten”, die sich für Deutschland entschieden, und den „Dableibern”, die Südtirol nicht verlassen wollten. Auch Niederdorf geriet in diese Auseinandersetzungen, wie die Aufzeichnungen von Therese Wassermann belegen.

nationalsozialismus-Bild4_rdax_135x107Mit der Besetzung Nord- und Mittelitaliens durch deutsche Truppen am 8. September 1943 gelangte dann Südtirol direkt in den nationalsozialistischen Herrschaftsbereich. Zwei Tage darauf wurden die Provinzen Bozen, Trient und Belluno von der deutschen Besatzungsmacht zur „Operationszone Alpenvorland” erklärt. In Niederdorf errichtete die Wehrmacht ihre Ortskommandantur in der „Villa Sinner” (heute: Kindergarten). Aus dem Dorf wurden 335 Männer zum Militär einberufen oder zu anderen Kriegsdiensten verpflichtet, 54 davon fielen.